Laurens Spethmann
Nachruf
Am 31. Juli 2021 ist der Unternehmer und Stifter Laurens H. C. Spethmann im Alter von 91 Jahren in Jesteburg verstorben.
Geboren wurde Laurens Spethmann am 16. Juli 1930 in Hamburg. Nach der Schulzeit absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung in einer Tee Firma, sammelte berufliche Erfahrungen in London und auf Teeplantagen in Sri Lanka und Indien. Schon bald danach wurde ihm plötzlich unternehmerische Verantwortung übertragen: Erst 23 Jahre war der junge Kaufmann, als mit dem Tod seines Großvaters, des Firmengründers Laurens Janssen, 1953 die Leitung der damals noch kleinen Ostfriesischen Tee Gesellschaft (OTG) in seine Hände überging. Eine große Herausforderung. Schließlich hatte der Großvater sich einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet und so ungewöhnliches Talent besessen, dass man ihn mit dem respektvollen Beinamen „Teekönig“ bedacht hatte. Doch schon sehr bald konnte sich auch der vom Großvater in das Geschäfts eingeführte Enkel als würdiger Nachfolger und ausgewiesener Kenner für Tee auszeichnen.
Dabei bewährten sich sein Können, sein Fleiß – er lieferte seinen Tee jahrelang sogar selbst aus – und vor allem auch die Entschlossenheit, mit der er Herausforderungen begegnete. Ganz besonders in einer ausgesprochen kritischen Situation: Gegen Ende der 1950er Jahre hatte eine Buchhalterin den jungen Firmenchef hintergangen und die zu dieser Zeit noch kleine OTG damit fast ruiniert. Doch schon damals handelte Laurens Spethmann mit Mut und einem entschiedenen Blick nach vorn, der sein gesamtes Berufsleben prägen sollte. Das Finanzwesen übernahm seiner Ehefrau Marianne, die 50 Jahre lang an seiner Seite wirken sollte, und brachte die Firma mit starkem Willen, geschäftlichem Geschick und der nötigen Portion Trotz („jetzt erst recht!“) durch diese Krise.
Sein engagierter Einsatz für Erhalt, Entwicklung und Erfolg des Familienunternehmens zahlte sich immer mehr aus. Er führte das Unternehmen vom klassischen Tee-Importeur zum Tee-Abpacker, und gemeinsam mit Marianne baute Laurens Spethmann die Firma nach und nach zu einem der erfolgreichsten Teeanbieter Deutschlands aus.
Die Tüchtigkeit und Unterstützung seiner Frau als Finanz- und Organisationschefin zählte Laurens Spethmann zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren der Firmengeschichte. Dass sie ihn durch ihre sachliche, klare Art immer wieder erden konnte, ohne jedoch seine unternehmerische Initiative zu bremsen, half ihm dabei, die nötige Balance zwischen Umsicht und Spontaneität zu halten.
Von Anfang an sagte man Laurens Spethmann nach, besonderes Verkaufstalent zu besitzen. Es war verbunden mit der Courage, neue Verkaufswege zu beschreiten, auf Innovationen zu setzen und Begegnungen in den Vordergrund zu stellen. Dabei nützte ihm auch sein herzlicher Humor. Der „Mensch steht im Mittelpunkt“ war sein Motto, aber auch „Attacke“ war und ist im Unternehmen ein geflügeltes Wort, wenn es darum ging neue Ziele anzugehen. Mit seinem Blick für das große Potential des Teebeutels wurde er zu einem der Produkt-Pioniere der Branche. Ebenso beherzt ließ er sich auf die Chancen des neu aufkommenden Handelsmarkengeschäfts ein, gründete mit Milford aber zugleich auch eine erfolg- sowie inzwischen längst traditionsreiche klassische eigene Teemarke. Durch den Erwerb weiterer Unternehmen sollten später noch so bekannte Marken wie Meßmer, OnnO Behrends und HUXOL hinzukommen.
Auch viele weitere Meilensteine der Unternehmensgeschichte sind der für Laurens Spethmann so typischen Kombination aus besonnener kaufmännischer Zuverlässigkeit, Geschäftssinn und entschlossenem „Macher-Mut“ zu verdanken. So etwa die Verlegung des Firmensitzes vom Freihafen in den Kreis Harburg, der Erwerb weiterer Standbeine im In- und Ausland sowie die konzeptionelle Mitgestaltung einer modernen Holding-Struktur für das stetig gewachsene Familienunternehmen.
1996 übergab der Unternehmer im Rahmen der Gründung der Laurens Spethmann Holding sein Lebenswerk an die vierte Generation. Jochen und Michael Spethmann sind inzwischen ihrerseits in den Aufsichtsrat gewechselt. Die Verantwortung tragen nun Lars Wagener und seine Vorstandskollegen. Die nächste Generation ist seit zwei Jahren ebenfalls im Unternehmen tätig. Es erfüllte Laurens Spethmann und seine 2012 verstorbene Ehefrau Marianne mit Befriedigung und Freude, die stetige Fortentwicklung des Familienunternehmens mitzuverfolgen.
Über das unternehmerische Wirken hinaus prägte die über viele Jahrzehnte gewachsene und bestätigte Verbundenheit mit der niedersächsischen Firmen-Heimat auch das gesellschaftliche Engagement von Laurens Spethmann. Es war dem ausgesprochen sozial denkenden Unternehmer ein Herzensbedürfnis, dem Bezug zur Region in gemeinnützigen Projekten wirksam Gestalt zu geben. Im April 2001 gründete Laurens Spethmann die „Spethmann Stiftung“. Sie unterstützt Programme und Angebote der Kinder- und Jugendhilfe, der Altenhilfe und des öffentlichen Gesundheitswesens. Etwas zurückzugeben, Verantwortung auch im Umfeld des Unternehmens zu übernehmen, waren ihm große persönliche Anliegen.
Darüber hinaus hat Laurens Spethmann sich im und für den Sport engagiert. So gründete er beispielsweise die Internationale Turniergesellschaft Luhmühlen und organisierte zusammen mit dem inzwischen verstorbenen damaligen niedersächsischen Finanzminister Hinrich Swieter die Förderung durch das Land Niedersachsen. Als früherer Hockeyspieler war ihm die Unterstützung des Hockeysports in dem Der Club an der Alster ebenso ein Herzensanliegen.
Sowohl für seine unternehmerischen Leistungen als auch für sein soziales Wirken wurden dem Verstorbenen vielfache Ehrungen zuteil. Unter anderem wurde sein Lebenswerk 2014 mit dem Hamburger Gründerpreis ausgezeichnet. Für die Gründung der Spethmann Stiftung und seine karitativen Aktivitäten erhielt er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland sowie das Verdienstkreuz erster Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens. Außerdem wurde Laurens Spethmann in Österreich zum Kommerzialrat ernannt sowie mit dem Großen silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und mit dem Großen Tiroler Adlerorden bedacht.
Um den Verstorbenen trauern zusammen mit seiner Tochter Laureen, seinen Söhnen Jochen und Michael und deren Familien, den Verwandten und Freunden rund 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie all diejenigen, die ihm durch seine Aktivitäten und Projekte in der Region besonders verbunden waren.
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